Mayen / Nürburgring – Es war die 51. Auflage der ADAC TotalEnergies 24h Nürburgring und zum sage und schreibe 33. Mal ging dabei der Mayener Jürgen Nett an den Start. Dass er dabei seinen insgesamt zehnten Klassensieg feiern konnte, untermauert die eindrucksvolle Bilanz des 56-Jährigen.
Nach einem erfolgreichen Wochenende sah es am ersten Trainingstag an Christi Himmelfahrt indes noch nicht aus. Gerade einmal zwei Runden konnte die Besatzung des vom Adrenalin Motorsport Team Motec eingesetzten Porsche Cayman S der Klasse V6 absolvieren. Neben Nett griffen dabei Christian Büllesbach (Buchholz), Andreas Schettler (Baden-Baden) und Carlos Arimón (Madrid/ESP) ins Lenkrad. Grund für den nur kurzen Ausflug in die „Grüne Hölle“ waren Probleme mit der Motorelektronik. Diese äußerten sich u.a. darin, dass das Fahrzeug eigenständig rauf- und runterschaltete. Eine Art des autonomen Fahrens, auf die das Quartett nur allzu gerne verzichtet hätte. Unter Mithilfe von Manthey Racing konnten im Tagesverlauf dann beide Nockenwellensensoren getauscht werden. Es sollte bis um 22 Uhr dauern – das Nachtqualifying lief da bereits 90 Minuten – bis der Cayman wieder auf die Strecke gelassen werden konnte, und alle Fahrer ihre Pflichtrunden absolvieren durften. Am Ende reichte es für den zweiten Startplatz in der Klasse.
Nach einem wenig ereignisreichen Freitag zog man dann am Samstag in die Startaufstellung vor, um wie alle Fahrerinnen und Fahrer der 131 teilnehmenden Fahrzeuge dem Start um 16 Uhrentgegenzufiebern. Die Rolle des Startfahrers übernahm der Spanier Arimón, der sich sogleich an die Spitze der Klasse setzen konnte. Bis zum Einbruch fuhr man Einzelstints à sechs Runden, um dann mit Einbruch der Dunkelheit, wie so viele Andere auch, auf Doppelstints zu wechseln. Mit einer vom Team ausgegebenen Null-Risiko-Strategie konnte man sich einen Vorsprung von sechs Runden auf die Konkurrenz herausfahren, den man durch einen ungeplanten Boxenaufenthalt am Sonntagmorgen teilweise aufzehrte. Eine Schraube des Querlenkers hatte sich gelöst, und reiste anschließend auf dem Unterboden liegend zurück mit zur Box. Die Reparatur samt präventivem Nachziehen aller weiteren Schrauben dauerte knapp zwei Runden, was ca. 20 Minuten entspricht. Am Ende wurde Jürgen Nett die Ehre zuteil, das Fahrzeug unter dem Jubel von laut Veranstalter 230.000 Zuschauern auf einem starken 49. Gesamtrang als Klassensieger V6 (und damit als bester Produktionswagen) über die Ziellinie zu fahren. Nach dem Rennen zeige sich Nett begeistert von den professionellen Strukturen seines Einsatzteams Adrenalin Motorsport: „Ein großes Dankeschön an die Mannschaft von Matthias Unger. Diese hat insgesamt 9 Fahrzeuge betreut und binnen 24 Stunden unglaubliche 169 Boxenstopps absolviert!“
Auch Jürgen Netts jüngerer Brüder Achim war für das Team aus dem hessischen Heuenstamm unterwegs, ebenfalls in einem Porsche Cayman, allerdings in einem Boliden der etwas leistungsärmeren Klasse V5. Er gesellte sich dabei zu einem waschechten Familienbetrieb, denn seine Mitstreiter waren Vater Ulrich Korn und seine beiden Söhne Tobias und Daniel (allesamt aus Buchholz). Auch diese Truppe fuhr den Klassensieg ein. Achim Nett nach dem Rennen: „Bei einem 24-Stunden-Rennen ist es mir am liebsten, wenn ich wenig zu berichten habe, und genau so ist es. Das Fahrzeug lief und lief, an die Box kamen wir nur zum Tanken, um die Reifen zu wechseln und für einen einmaligen Tausch der Bremsen. Auch mein Dank gilt dem Team von Adrenalin Motorsport!“
Wer die beiden Brüder und Geschäftsführer eines Autohauses in Mayen kennt, weiß, dass sie natürlich am liebsten gemeinsam auf einem Auto an den Start gehen. War dies im Hauptrennen nicht möglich, so sicherten sich die beiden zumindest einen gemeinsamen Startplatz bei den „ADAC 24h Classic“, einem auf drei Stunden angesetzten Rennen für Youngtimer mit 24-Stunden-Vergangenheit. Unter der Bewerbung des AC Mayen pilotierten die beiden einen Audi 50, der vom Team „marcotuning“ vorbereitet wurde. Viel Glück war ihnen hier jedoch nicht gegönnt. Nach einem Motortausch am Donnerstag, riss im Rennen der Gaszug. Am „Galgenkopf“ stehend, befolgte Achim Nett die telefonischen Anweisungen seines Bruders Jürgen und reparierte den Audi notdürftig mit einem Stück Holz! Nachdem der Gaszug an der Box provisorisch mit einer Lüsterklemme repariert wurde, widerfuhr ihm dasselbe Schicksal aber dann nochmals im Streckenabschnitt „Schwedenkreuz“. Jürgen Nett augenzwinkernd: „Ein Glück, dass wir in der ‚Grünen Hölle‘ unterwegs sind und es genug Holz gibt!“. Dieses Mal wurde der Gaszug dann komplett getauscht und man wähnte sich in Sicherheit. Dann aber streikte der vierte Gang (von insgesamt vier Gängen), was eine Weiterfahrt nun endgültig sinnlos machte. Dennoch konnten die beiden Brüder dem Einsatz auch etwas Positives abgewinnen: „Es hat mega viel Spaß gemacht. Wir konnten im Ansatz nachvollziehen, wie sich Rennenfahren zu Zeiten unseres Vaters (dem 2017 verstorbenen Ludwig Nett, Anm. d. Red.) angefühlt hat. Keine Fahrhilfen, keinerlei elektronischer ‚Schnick-Schnack‘. Wir würden es im nächsten Jahr gerne wiederholen!“, so Jürgen und Achim unisono. –
Text / Fotos: Andreas Krein