ADAC TotalEnergies 24h-Rennen wirft seine Schatten voraus.
Mayen – Zwei Brüder im erfolgreichen Dauereinsatz. Diesen Eindruck gewinnt man, wenn man sich die Starter- aber vor allem auch die Siegerlisten der jüngsten Zeit verschiedener Rennserien auf dem Nürburgring anschaut.
Wie bereits bekannt, haben Jürgen und Achim Nett für die diesjährige Nürburgring Langstrecken Serie (NLS) beim Kölner Rennstall „mathilda racing“ angeheuert, mit dem erklärten Ziel, den Meistertitel einfahren zu wollen. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung taten die Beiden beim dritten Lauf, der bereits am 15. April stattfand, indem sie den zweiten Klassensieg einfuhren. Einmal mehr konnten die – zumindest im Qualifying – übermächtig erscheinenden, weil werksunterstützten Hyundai i30N Fastback, durch eine Mischung von fahrerischem Können und taktischer (Meister-?)Leistung niedergerungen werden. Und so standen die Netts zusammen mit ihren Mitstreitern, Teamchef Michael Paatz (Köln) und Felix Schumann (Riegelsberg), einmal mehr auf dem obersten Treppchen und man hält somit Anschluss an die Tabellenspitze der Gesamtwertung.
Während die NLS eine rund zweimonatige Pause einlegt, drehen sich die Räder am Nürburgring natürlich dennoch weiter. Im Mai steht das legendäre ADAC TotalEnergies 24h-Rennen an. Da „mathilda racing“ selbst nicht teilnehmen wird, haben sich die beiden Geschäftsführer des familieneigenen Autohauses in der Koblenzer Straße in Mayen nach Alternativen umgeschaut und sind prompt fündig geworden. Beide Brüder werden den Langstrecken-Klassiker für das Team Adrenalin Motorsport an den Start gehen, leider jedoch nicht auf ein und demselben Fahrzeug. Jürgen Nett kann dem dennoch etwas Positives abringen. „Auf getrennten Autos zu starten, erhöht auf jeden Fall die Chance, dass einer von uns als Klassensieger durchkommen wird.“, sagt der 56-jährige augenzwinkernd. Er selbst wird in einem Porsche Cayman S der Klasse V6 neben einem Trio, bestehend aus Chrisitan Büllerbach (Buchholz), Andreas Schettler (Baden-Baden) und dem Spanier Carlos Arimon, Platz nehmen, während Achim Nett ins Volant eines Porsche Cayman der etwas leistungsschwächeren Klasse V5 greifen wird. Er gesellt sich dabei zu einem anderen „Familienbetrieb“, sind seine Partner doch der Buchholzer Ulrich Korn und dessen Söhne Tobias und Daniel.
Vorbereitend auf das Hauptereignis vom 18. bis zum 21. Mai, schloss man sich in genau diesen Besetzungen für den Prolog am vergangenen Wochenende zusammen, den sogenannten ADAC 24h Nürburgring Qualifiers.
Hierbei wird die Strecke in exakt der selben Konfiguration befahren, wie auch knapp einen Monat später. Das bedeutet, dass die AMG-Arena ausgelassen wird, der Weg die Teilnehmer aber dafür bis hinunter in die Müllenbachschleife führt. Am Ende der Grand-Prix-Strecke biegt man dann wie gehabt in die „Grüne Hölle“ getaufte Nordschleife ab.
Zuerst machten sich beide Brüder mit ihren jeweiligen Fahrzeugen im Freien Training am Samstagmorgen auf der Grand-Strecke vertraut. Ein guter Ort, wenn man bedenkt, wie eng hingegen die Leitplanken die Nordschleife umrahmen.
Im Qualifikationstraining zum ersten Rennen, das am Samstagabend in die Dunkelheit führte, fuhr das V6-Quartett dann die Pole-Position heraus, die V5-Mannschaft belegte den dritten Platz.
Diese Ausgangspositionen setzen beide Fahrzeuge unterschiedlich um. Für Familie Korn nebst Unterstützung durch Achim Nett sprang dabei sogar der Klassensieg heraus.
Nicht ganz so erfolgreich verlief es für das Schwesterauto. Ein Steinschlag im Kühler ließ die Motortemperatur in bedenkliche Höhen schnellen, das Fahrzeug mit der Startnummer 396 fuhr die Box an und sollte diese auch nicht mehr verlassen.
Neuer Tag, neues Glück dann am Sonntag. Hier stand ein 4-Stunden-Rennen an. Zunächst musste jedoch auch hier der Startplatz herausgefahren werden. Keine einfache Angelegenheit , da man mit profillosen Reifen auf teils nasser Fahrbahn unterwegs war. Am V5-Cayman musste zudem die Vakuum-Pumpe getauscht werden, was die erfahrenen Mechaniker von Adrenalin Motorsport jedoch in bravouröser Zeit bewerkstelligten. Am Ende des Qualifyings stand für beide Porsche der erste Startplatz in der jeweiligen Klasse zu Buche.
Im Rennen machte die Besatzung des Porsche Cayman V5 von Beginn an kontinuierlich Boden gut auf die Konkurrenz und fuhr einem ungefährdeten Klassensieg entgegen. Erfreulich aus Sicht von Achim Nett war dabei, dass er bis auf wenige Sekunden an die Zeiten seiner Mitstreiter, die seit 2022 auf diesem Auto unterwegs sind, ran kam.
Auch das Rennen des klassenhöheren Porsche Cayman S verlief anfangs ohne große Besonderheiten. Wie allen Anderen auch, machte jedoch der zunehmend stärker werdende Regen das Fahren nicht gerade einfacher. Viele Unfälle und Code-60-Phasen waren die Folge, die zum Teil jedoch auch auf die harte Gangart der Piloten aus er Topklasse SP9 (GT3-Fahrzeuge) zurückzuführen war. Jürgen Nett übernahm das Auto für den Schluss-Stint und hatte laut eigener Aussage noch zwei Runden, in denen es halbwegs trocken war. Weiterhin mit Slicks unterwegs, erwischte es den Routinier dann in der letzten Runde in der sogenannten „Niki-Lauda-Kurve“, jener Kurve also, in der der 2019 verstorbene zweifache Formel-1-Weltmeister aus Österreich im Jahre 1976 seinen verheerenden Feuerunfall hatte. Nett verlor die Kontrolle über das Fahrzeug, drehte sich mit hoher Geschwindigkeit und schlug beidseitig ein. Mit beschädigter Aufhängung hinten rechts, „humpelte“ er daraufhin mit Tempo 50 ins Ziel und konnte sich mit den Teamkollegen über den Siegerpokal freuen.
Zu Erwähnen bleibt, dass Achim Nett am zurückliegenden Wochenende zudem auch im Rahmenprogramm unterwegs war. In der Rundstrecken Challenge Nürburgring (RCN) pilotierte er einen Opel Astra H OPC unter der Bewerbung des AC Mayen 1927 e.V. im ADAC, jenem Ortsclub also, dem er wie auch sein Bruder Jürgen, seit vielen Jahren angehören. In der quantitativ wie auch qualitativ top-besetzten Klasse VT2 reichte es für Achim Nett und Raphael Hundeborn (Villmar) zu einem achten Platz.
Nun heißt es für die Nett-Brüder zu regenerieren, sofern das die Arbeit im Familienbetrieb zulässt. Denn auch für das lange Wochenende des 24-Stunden-Rennens haben sich die Beiden einiges vorgenommen. „Der Fokus liegt natürlich auf dem Hauptrennen“, so Jürgen Nett. „Dennoch haben wir uns dazu entschlossen, auch am 24h Classic Rennen teilzunehmen. Hier werden wir gemeinsam einen Audi 50 von „marcotuning“ pilotieren. Achim wird zudem wieder mit Raphael Hundeborn in der RCN an den Start gehen.“
Pressemitteilung AC 1927 Mayen e.V.
Text / Fotos: Andreas Krein